Herzlich Willkommen in der Story! Taucht ein ins alte Rom und lasst euch von den Charakteren mitreißen!

„Es tut mir Leid deinen morgendlichen Spaziergang zu stören, aber diese Nacht hat es wieder einen Mordversuch gegeben. Es ist deine Aufgabe als Custodela dich darum zu kümmern.“

„Es ist meine Aufgabe mich darum zu kümmern…“, murmelte Diyana, nachdem Vesper sie auf den neuesten Stand gebracht hatte. Nun, wie sollte man sich um einen Attentäter kümmern, der durch die Stadt streifte und die Katzen tötete, die am Rande der Gesellschaft standen? Diyana legte den Kopf schief und starrte auf die Wand vor ihr, als würde sie dort die Antwort finden, die sie brauchte. Sie war sich durchaus bewusst, dass es aller Waghrscheinlichkeit nach sehr merkwürdig aussah, aber sie fand, dass es einfacher war, mit geneigtem Kopf zu denken. Wenn die Gedanken in ihrem Kopf erst einmal durcheinander und aus ihren gewohnten Ecken heraus gepurzelt waren, konnte sie sie wieder sortieren. Wem würde es nützen, wenn die Katzen am Rande der Gesellschaft verschwanden? In Gedanken ging sie die einzelnen Gruppen durch, die es hier in Rom gab, und kam nur auf eine einzige Gruppierung, die Divitae. Sie beklagten sich tagtäglich darüber, dass sie das Gesellschaftssystem für schrecklich hielten und dass sie nichts von dem, was sie besaßen, für die funktionierende Gesellschaftsordnung ausgeben wollten. Diyana seufzte. Einerseits vielleicht etwas vorschnell gedacht, aber andererseits hatte man ihr auch erzählt, dass einige Divitae aus gutem Grund im Gefängnis saßen – wegen Sklaverei und anderen interessanten Machenschaften. Abgesehen davon war der Tod der letzten Custodela immer noch ungeklärt – stadtweit wurde gemunkelt, dass ihr Posten nur frei geworden war, weil die Divitae ihren Vorgänger öffentlichkeitswirksam in einen Kolosseumskampf verwickelt hatten. Sie hatte die Anschuldigungen noch nicht untersucht, aber das würde sie tun müssen, denn wenn es wirklich so war, konnte sie es nicht ungestraft durchgehen lassen! Oh, wie sehr sie die Politik verabscheute! Sie setzte einen Fuß vor den anderen, um Argus zu finden, der um diese Zeit wahrscheinlich noch bei einem gemütlichen Frühstück in der Villa seiner Menschen sein würde. Das nächste Mal würde sie mehr recherchieren müssen, bevor sie ein Amt antrat, nur weil es nach Spaß klang. Sie schüttelte den Kopf. Ach was, das würde sie sowieso nicht tun, das war einfach nicht ihr Stil. Sie stürzte sich lieber kopfüber ins Abenteuer, so war sie schon immer gewesen, das entsprach eher ihrer Persönlichkeit.

Auf dem Weg zum Haus des Coneliers, dem Oberhaupt der Divitae, begann eine ihrer Narben zu jucken und erinnerte sie an die allererste Diskussion, die sie geführt hatte – darüber, ob sie sich einfach so ohne Leibwächter in der Stadt bewegen durfte. Die Katzen der Stadt waren zu Recht ein wenig besorgt, dass die neue Stadtverwalterin so enden könnte wie ihr Vorgänger, aber Diyana hatte glücklicherweise eindrucksvoll beweisen können, dass sie als ehemalige Kopfgeldjägerin durchaus in der Lage war, auf sich selbst aufzupassen – ganz zu schweigen davon, dass ihre Größe als Löwe allein schon ein großer Vorteil war.

Ihr Schritt führte sie vorbei an den eher kleineren Villen, zu den wirklich großen Anwesen, die sie nie zu betreten gedacht hatte, als sie mit ihren Besitzern nach Rom gekommen war. Früher hatte ihr Besitzer ein einträgliches kleines Restaurant gehabt und das Geld, das er in der Armee verdient hatte, vervielfachen können, aber hier hatte es nicht für eine der schönen Immobilien gereicht. Die Umstellung vom Leben in einer Villa zum Leben in einer Wohnung auf einer Insulae, das war eine ziemliche Umstellung gewesen! Umso mehr freute sie sich darauf, die Villa zu sehen, in der Argus wohnte. Aber zuerst musste sie hinein! Sie stellte sich vor das Tor der Villa und ließ ein lautes Brüllen ertönen. Es dauerte nicht lange, bis Argus selbst vor dem Tor erschien. „Die Custodela. Wie schön, hoher Besuch am Morgen! Was kann ich für euch tun?“ Er machte keine Anstalten, sie hereinzubitten, was Diyana ein wenig verärgerte. Die reichen Katzen nutzten jede Gelegenheit, um zu zeigen, dass es ihnen nicht gefiel, dass nicht eine Katze aus ihren eigenen Reihen den Posten der Custoldela erhielt, sondern eine neu angekommene Katze, die nicht einmal von adligem Blut war. Aber gut, wenn er unhöflich war, dann konnte Diyana es auch sein. „Ich nehme an, du weißt von den Morden?“, fragte sie unbeeindruckt, und Argus knurrte. „Das fragst du mich?“, schien er fast ein wenig beleidigt, dass sie ihm unterstellte, er wisse nicht, was in seiner Stadt vor sich ging! Aber Diyana ignorierte das gekonnt. „Dann hast du bestimmt auch eine Meinung dazu.“ Argus stieß ein dunkles Lachen aus und knurrte amüsiert. „Je weniger von diesen nutzlosen Fellknäueln die Stadt verstopfen, desto besser!“ „Du meinst also, diese Katzen sind nichts wert?“, fragte Diyana und hob eine Augenbraue. „Jeder, der hier keinen Beitrag zur Gesellschaft leistet, hat keinen Wert, und ich sehe nicht ein, warum ich mithelfen soll, Katzen zu füttern, die keinen Beitrag zur Gesellschaft leisten und stattdessen faul auf der Straße liegen.“ Diyana knurrte bei Argus Worten. Es gab genug Katzen in Rom, die ohne eigenes Verschulden kein Dach über dem Kopf hatten und niemanden, der sie fütterte. Und einige von ihnen waren einfach zu alt, um harte, körperliche Arbeit zu verrichten, damit die Divitae gedeihen konnten. „Nun, wenn du davon überzeugt bist, hast du deine Pfoten im Spiel? Werden die Katzen auf deinen Befehl hin getötet?“ Argus Augen wurden groß. „Du wagst es, mich zu beschuldigen, andere Katzen töten zu lassen?“ Diyana zuckte mit den Schultern. „Es gibt auch das Gerücht, dass mein Vorgänger auf deinen Befehl hin im Kolosseum abgeschlachtet wurde.“ Das Gesicht des Coneliers verzerrte sich zu einer Grimasse der Wut. „Du wagst es, mich in meinem Haus beim Frühstück zu stören und mich zu beschuldigen, dass ich anderen befohlen habe, sich in meinem Namen die Pfoten schmutzig zu machen? Wer bist du, dass du glaubst, du könntest hier meine Ehre beschmutzen?!“ Jetzt konnte sich auch Diyana nicht mehr zurückhalten. „Ich bin die Custodela! Und du bist mir unterstellt, also benimm dich hier nicht so!“, brüllte sie Argus an. Der wäre am liebsten einen Schritt zurückgewichen, aber da war das Tor im Weg und so drückte er sich gegen das Tor, das nun schon nachzugeben drohte.
Diyana bemerkte das natürlich und war sich nicht sicher, ob es Argus beeindrucken würde, wenn sie wieder nachsetzte und ihn zurück in sein eigenes Haus scheuchte, oder ob er dann die Konfrontation suchen würde. Aber sie hatte ja schon angefangen und eine so gute Vorlage geliefert – jetzt konnte sie auch gleich in die Vollen gehen. Wenn es zu einem Kampf käme, wäre sie diesem untrainierten Geparden sowieso überlegen. Diyana machte einen Schritt auf ihn zu, so dass sich ihre Nasen fast berührten, und brüllte ihn mit unverminderter Lautstärke an. „Und du musst dich vor mir verantworten! Haben die Divitae hier ihre Pfoten im Spiel oder nicht?“ Entgegen ihrer Erwartung hielt Argus ihrer Annäherung und ihrem Gebrüll stand. Ruhig stand er da und wagte es sogar, Dianya mit seiner Pfote sanft, aber dennoch energisch ein Stück von sich wegzuschieben. „Ich verstehe deinen Ärger, aber ich versichere dir, ich habe meine Pfoten nicht im Spiel und soweit ich weiß, die Divitae auch nicht. Wenn es einer von uns ist, dann handelt er auf eigene Faust und ohne die Zustimmung der Führung oder der Mitglieder.“ Diyana nickte und wandte sich zum Gehen. „Gut, dann werde ich mich woanders umsehen müssen.“ Sie hob bereits eine Pfote, wandte ihren Kopf aber wieder Argus zu, der unverändert am Tor stand und sich offensichtlich vergewissern wollte, dass sie wirklich ging. „Guten Appetit!“, wünschte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, bevor sie sich endgültig auf den Heimweg machte.

Die Zeit erschien zähflüssig wie Honig und egal was Diyana tat, es wollte einfach nicht Abend werden. Dabei saß die Löwin nicht einfach nur herum. Mal war sie dort, um Informationen einzuholen, mal lief sie auf und ab, Pläne für den Abend schmiedend. Die ein oder andere Katze traute sich sogar sie zu fragen ob es ihr gut ginge, doch Diyana winkte jedes Mal wieder ab. Ihr ginge es gut, sie sei nur in Gedanken. 

Schließlich war es soweit und die Dämmerung brach an. Endlich, endlich war es so weit! Während die Sonne unterging und die Laternen in den Häusern angezündet wurden, fingen Diyana und Kenya an auf Streifzug zu gehen. Nicht besonders auf die Umgebung achtend etablierten sie ganz nach Plan eine feste Route. Kenya hatte das vorgeschlagen, um den Mörder in Sicherheit zu wiegen. 

Doch leider schien die mörderische Katze in dieser Nacht nicht zuschlagen zu wollen. Egal wie oft die beiden auch ihre Laufwege in der Nacht änderten, es blieb ruhig. „Verdammt!“ fluchte Diyana als die Sonne so langsam aufging. „Vielleicht hatte der Mörder heute einfach anderes zu tun?“ mutmaßte Kenya, wurde jedoch von einer kleinen Katze unterbrochen die laut rufend aus einer der Gassen geschossen kam. „Custodela!“ Die Pallaskatze kam keuchend vor den beiden Löwen zu stehen. „Schnell, folgt mir! Der Mörder hat vor wenigen Minuten wieder zugeschlagen. Dieses Mal konnte sein Opfer gerettet werden. Es ist nur leicht verletzt und kann den Mörder beschreiben!“ Ein Kribbeln fuhr durch Diyanas Pfoten und sie schnappte sich die Pallaskatze wie eines ihrer Kitten. „Wo lang?“ fragte sie nuschelnd und geleitet von der kleinen Katze sausten die beiden Löwen so schnell sie konnten durch die engen Gassen der römischen Hauptstadt, die langsam zum Leben erwachen zu schien. Sie mussten schon den ersten Menschen ausweichen, die begannen, ihre Arbeit zu verrichten, was die Löwen aber nicht zu kümmern schien. Geschickt rannten sie um die Menschen herum und überwanden Hindernisse mit gewaltigen Sprüngen. 

Dank Diyanas und Kenyas jahrelangem Training hatten die Katzen die Stadt im nu durchquert und fanden sich bald bei dem Opfer wieder, das gerade von einem Medicus versorgt wurde. 

Der Jaguarmix mochte früher einmal eine starke, muskulöse Katze gewesen sein, die anderen durch pure Anwesenheit Respekt eingeflöst hatte, die Haltung ließ es erahnen. Doch jetzt war er nur noch ein alternder Kater, der auch noch ziemlich zerrupft aussah. Hier und dort fehlten Fellstücke und am Nacken war eindeutig der Abdruck eines großen, starken Gebisses zu sehen, das offensichtlich versucht hatte die Wirbelsäule zu durchtrennen. Vorsichtig setzte Diyana die Pallaskatze ab, die sich einmal schüttelte und dann von dannen sprang, bereits andre Aufgaben im Kopf, die sie zu erledigen hatte. 

Kenya trat an den Jaguarmix heran und neigte ehrfürchtig den Kopf. „Gut dass du noch unter uns weilst. Sieht so aus als hättest du einen schweren Kampf gehabt.“ 

Diyana war nicht so höflich wie ihr Partner, genau untersuchte sie die Wunden, die zum Großteil schon mit Kräuterpaste versorgt worden waren. „Also klein war der Angreifer schonmal nicht.“ stellte sie gerade heraus fest und schnupperte an der Katze vor ihr. Sie knurrte. „Wusste ich es doch! Riecht nach Divitae, ganz leicht nur. Aber trotzdem. Ich wusste dass die damit was zu tun haben!“ „Nun mach mal halblang!“ bremste Kenya sie und schob sie von dem verletzten Kater weg. „Woher weißt du dass wir es hier nicht mit einem Divitae zu tun haben? Woher willst du wissen dass der Angreifer eine Katze aus der High Society war?“ 

Diyana stutzte und der Medicus und der Jaguarmix brachen in schallendes Gelächter aus. „Das ist nett von dir mein Junge, dass du dich so für mich einsetzt, aber das musst du nicht. Ich bin Faustinius und war ein nicht unbedeutender Kämpfer im Coloseum.“ „Ein Gladiator?“ Diyana staunte. Sie hatte sich zwar schnell daran gewöhnt dass in Rom die Katzen, die regelmäßig im Coloseum kämpften, von den anderen Katzen genauso wie die Menschen ebenfalls Gladiator genannt wurden, aber sie war noch nicht daran gewöhnt dass hier so viele Katzen rumliefen die entweder aktive Kämpfer oder ehemalige Kämpfer waren. Vor allem wenn man bedachte, dass nicht jede Katze einfach ins Coloseum spazieren und kämpfen konnte, wenn sie Lust darauf hatte – nur Katzen der Atletha konnten das – und auch nur, wenn sie vorher eine Ausbildung genossen hatten. War das eine Umstellung gewesen! Sie sah sich um. So wie es aussah, war Faustinius hier in der Gasse angegriffen worden, den Fellbüscheln und dem Blut an Boden und Wänden nach zu urteilen. Der helle Kater musste aber auch in der dunklen Nacht ein leichtes Ziel gewesen sein – im Gegensatz zu seinem Angreifer. Die Custodela konnte ein paar dunkle Haare ausmachen. „Faustinius, konntest du den Angreifer oder die Angreiferin sehen?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Aber ich konnte spüren, dass er ein starker Löwe war. Sehr tiefes Knurren, unglaublich schnell und definitiv zumindest ein paar Trainingsstunden bei einem Gladiator gehabt, so wie diese dunkle Bestie gekämpft hat! Auch nicht mehr ganz so jung,schon mindestens drei bis vier Jahre alt muss er gewesen sein. Noch nicht die Erfahrung die das Alter mit sich bringt, doch auch nicht mehr den Leichtsinn einer jungen, unerfahrenen Katze.“ Während Diyana begann, unruhig hin und her zu laufen, sah sich Kenya die Wunden an, die der Angreifer Faustinius zugefügt hatte. “Tötungsabsicht klar vorhanden, aber ziemlich dilettantisch ausgeführt.” stellte er überrascht fest. “Fast als hätte er nicht gelernt zu töten.” Eine absurde Vorstellung die sogar Diyana innehalten ließ. Nachdenklich musterte sie die Umgebung. Sie befanden sich direkt neben dem Cub Garden, dort wo sie auch in weniger als einer Stunde ihre beiden Kitten abgeben würde. Die Socia hatten hier eine schöne, friedliche Umgebung geschaffen, in der sie nicht nur die Verwundeten versorgten, sondern sich auch um die alten Katzen kümmerten, die kein liebevolles Zuhause mehr hatten in das sie zurück kehren konnten. Ungern wollte sie diesen schönen Ort mit Anschuldigungen füllen. Auch wenn hier alles einfach gehalten war, mit nur ein paar Hütten aus Holz und einigen zu Zelten aufgespannten Tüchern, die sich an die Wand des ummauerten Cub Gardens schmiegten, wirkte der Ort gerade in der Hektik der Stadt so ziemlich aus der Zeit gefallen. Diyana schüttelte den Kopf. Nein, sie wollte sich und anderen diesen Ort als Zuflucht nicht zerstören. “Kaum zu glauben. Sollten nicht alle Katzen das von Natur aus können? Ist uns das nicht angeboren?” fragte sie, anstatt ihren Verdacht zu äußern. Eine der anwesenden Medicus half Diyanas Gedankengang etwas nach. “Eigentlich schon. allerdings kommt es ganz darauf an, wie diese Veranlagung gefördert wird.” der Heiler versuchte seine Wort mit Bedacht zu wählen. “Manche Katzen hier halten es nicht für notwenig ihren Nachkommen das jagen oder kämpfen beizubringen, denn sie sind durch ihre Besitzer schon sehr gut versorgt.” Mit freundlichem Nicken bedankte sich Diyana und wünschte Faustinus baldige Gesundung. Gemeinsam mit ihrem Gefährten machte sie sich auf den Weg nach Hause. Kenya seufzte. “Ja, ich bin auch der Meinung, dass die Divitae damit etwas zu tun haben.” Diyana sah den Löwenmix neben ihr erstaunt an. “Bist du?” “Ja. Aber bevor wir sie damit konfrontieren, müssen wir unbedingt mehr Beweise sammeln. Wenn du Argus nochmal mit Anschuldigungen unter kommst hast du am Ende eventuell eine Narbe mehr.” gab Kenya zu bedenken. Die Custodela knurrte, musste ihm jedoch Recht geben. “Ausgerechnet Beweise sammeln! Geduld war noch nie meine große Stärke.” seufzte sie.

Da Geduld nicht gerade die größte Stärke Diyanas war, hatte sie den nächsten Versuch den Mörder zu kriegen, direkt auf die nächste Nacht angesetzt, diesmal jedoch mit tatkräftiger Unterstützung. Kenya hatte enige vertrauenswürdige Katzen versammelt und eine nächtliche Patroullie auf die Beine gestellt, die selbst Diyana staunen ließ, und sie kannte Kenya ja nun doch schon etwas länger. 

Der Löwenmix hatte es geschafft mit nicht vielen Katzen die gesamte Stadt abzudecken und jeder Katze eine Begleitkatze aus den Reihen der Vigilia zur Verfügung zu stellen. Die Katzen, die eh schon die Stadt bewachten hatten sich fast überschlagen um an dieser wichtigen Sondermission teilnehmen zu dürfen. Einig war sich die Katzengruppe in einem: Der Mörder musste zur Strecke gebracht werden. Die Stadt hatte schon genug Probleme, da musste nicht auch noch ein Mörder sein Unwesen dort treiben! 

Und so wurde Diyana von zwei noch jungen Katzen begleitet, die erst vor kurzem in die Vigilia aufgenommen worden waren, von denen es aber geheißen hatte dass sie ihre Aufgaben ernst nahmen und bereits jetzt akzeptable Kämpfer waren. Und, so hatte Kenya Augenzwinkernd gemeint, wäre es nicht schlecht, wenn die Custodela nicht nur die Ganze Zeit mit den altehrwürdigen Katzen die Zeit verbrächte, auch das Jungvolk wolle was von seiner Anführerin haben. 

So spazierten jetzt eine hellbraune Löwin, ein roter Luchs-Serval Mix und eine Schneeleopardin durch die immer dunkler werdenden Gassen Roms, umgeben von den immer leiser werdenden Geräuschen der Stadt. Eine Maus, die sich vor den Augen der Katzen durch die Gasse traute, brach schließlich das Eis zwischen den Katzen. Diyana konnte sich nicht beherrschen und musste der Maus hinterherspringen. Sie malte es sich so schön aus. Sie würde die Maus gleich in den Pfoten haben, und diese dann ganz stolz und würdevoll ihren Begleitern präsentieren – als sie kunstvoll über ihre eigenen Pfoten stolperte und sich einmal überschlug. 

Auf dem Rücken liegend blinzelte sie ihre Begleiter an – die sich alle Mühe gaben keinerlei Regung zu zeigen. Die Schneeleopardin konnte aber nicht anders, ein kleines Kichern entwich ihrem Mund, was ihr einen strengen Blick ihres Begleiters einbrachte. Diyana drehte sich auf den Bauch und sprach den Mix direkt an. “Gibts bei euch irgendeinen komischen Verhaltenskodex, der euch verbietet zu lachen?” fragte sie neugierig. Natürlich verstand sie es, dass die beiden einen guten Eindruck machen wollten, aber sie kannte natürlich auch die verschiedenen Gruppierungen der Stadt nur grob – und wusste dementsprechend nicht um die Regeln die intern galten. Der Mix schüttelte den Kopf und antwortete schon fast schüchtern: “Die Custodela lacht man nicht aus! Sie ist DIE Katze die sich um die Stadt und um alle Katzen kümmert und man muss ihr Respekt entgegen bringen!” Die Löwin sprang auf die Füße und schüttelte den Kopf. “Custodela ist nicht viel mehr als der Kopf der Verwaltung der Stadt und die Überwachung dass nicht eine Katze ungerechtfertigterweise mehr bekommt als ihr eigentlich zusteht. Quasi die Babysitterin für die oberen.” Sie grinste. “Und diese Custodela ist ein zu groß geratenes Kitten namens Diyana, oder, wenns kürzer sein soll, Di. Und mit wem streife ich heute durch die Nacht?” “Clio.” stellte sich die Schneeleopardin vor und verbeugte sich leicht. “Ne…” der Mix kratzte verlegen mit einer Pfote auf dem Boden. “Neptuno” Diyana bedeutete den Katzen weiter zu gehen und fragte freundlich nach. “Ist dir dein Name irgendwie peinlich?” Clio grinste und konnte nicht anders als herausplatzen. “Nep mag seinen Namen nicht weil es eine ausländische Form eines Götternamens ist – dazu auch noch eines Meeresgottes! Nicht nur dass er kein Fünkchen einer Meeresfarbe im Fell aufweist, er hat zudem auch ziemlich Angst vor Wasser! Und schwimmen kann er auch nicht!” Diyana blinzelte überrascht während Nep knurrte. “Toll, alle meine Geheimnisse auf einmal verraten, sehr nett von dir, Clio, du Großmaul. Willst du vielleicht auch rausposaunen dass ich, wenn ich das schwimmen nicht bald mal lerne, aus der Vigilia geschmissen werde?” Clios Grinsen verschwand augenblicklich. “Das hatte ich schon fast wieder vergessen. Nep, das MÜSSEN wir verhindern! Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll!” Diyana beobachtete Clio, wie sie sorgenvoll neben Nep lief und ihn sachte anstupste. “Ihr beiden seid wohl ziemlich gute Freunde, oder?” fragte sie. Nep nickte. “Wir sind beste Freunde seit dem ersten Tag an dem wir uns im Cubgarden getroffen haben.” “Beste Freunde darf man nicht trennen.” meinte die Custodela nachdenklich. “Ja!” kam es von Clio. “Aber leider haben unser Ausbilder kein Erbarmen. Eine Stadtwache muss schwimmen können!” Diyana nickte nachdenklich bevor sie sich an Neptuno wandte. “Nep, Kopf hoch. Erstens hat Clio absolut unrecht mit ihrer Aussauge über deine Fellfarbe.” Nep spitzte die Ohren und Clio legte den Kopf schief. “Hab ich?” “Hast du dir den Tiber im Sonnenuntergang mal angesehen? Da erstrahlt er in den schönsten Rottönen, die die Natur zu bieten hat.” “So genau hab ich den Tiber tatsächlich nie betrachtet…” murmelte Clio und Diyana lächelte den Kater an. “Siehst du, ist der Name Neptuno doch nicht so falsch wie du vielleicht denken magst. Und wie sieht es aus mit deiner Angst vor Wasser? Ist sie wirklich so groß?” Während sie auf Neps Antwort wartete sah Diyana sich ein wenig um. Wo zum Teufel war sie denn hier gelandet? Nicht dass sie Clio oder Nep misstraute dass die beiden ihren Weg nicht finden würden, aber sie war noch zu neu und kannte die Stadt noch nicht so gut. Fast jedes Mal wenn sie irgendwohin musste, wo sie noch nicht gewesen war, dann verlief sie sich. Oder hatte, so wie jetzt keinen blassen Schimmer wo sie sich befand. Eigentlich hätte sie einmal nachfragen sollen ob man ihr einen Stadtführer beiseite stellte, aber das ließ ihr Stolz einfach nicht zu. “Es ist keine richtige Angst, nur eine sehr starke Abneigung gegen Wasser. Ich weiß einfach nicht wie ich mich bewegen soll, dass ich nicht untergehe.” holte sie Nep zurück ins Geschehen. “Na wenns weiter nichts ist… Dann werd ich dir halt Schwimmunterricht geben. Wäre doch gelacht wenn…” ein markerschütternder Schrei unterbrach Diyana und es war als führe ein Blitz durch die Körper der drei Katzen. 

Automatisch folgte Diyana Clio und Nep, die mit großen Sprüngen voraneilten, direkt in die Richtung aus welcher der Schrei gekommen war. 

Am Ziel angekommen bot sich den drei Katzen ein grausiges Bild. Ein großer, in der Dunkelheit schwer auszumachender Löwe biss und kratze eine Katze, die bereits am Boden lag und versuchte den Angreifer abzuwehren. Ein ungleicher Kampf, der starke, gut genährte und bemuskelte Löwe gegen die schwache und definitiv unternährte, schwangere Serval Kätzin. 

Ohne weitere Absprache griffen die drei ein. Diyana schnappte sich die Kätzin und zog sie außer Reichweite, lauernd abwartend ob sie weiter eingreifen musste, oder ob ihr Begleiter den Löwen alleine in die Flucht schlagen konnten. 

Ihr war nicht zu viel versprochen worden, die beiden konnten kämpfen. Auf der breiten Straße hatten sie viel Platz zum ausweichen und sprangen geschmeidig um den Löwen herum, der sich immer verzweifelter gegen die beiden zur Wehr setzte – überrascht davon, dass er seinen Blutdurst heute Nacht wohl nicht stillen können würde. Er hatte sich definitv in Sicherheit gewiegt, doch den Zahn zogen ihm Nep und Clio nun. Während Nep immer wieder die Beine attakierte, um ihn so zu Fall zu bringen, hatte sich Clio Rücken und Schultern als Ziel auserkoren und grub sowohl Krallen als auch Zähne in die Muskeln ihres Gegners. Gerade wollte Diyana eingreifen, um den beiden zu helfen den Gegner endgültig zu Fall zu bringen, als der Löwe es schließlich schaffte beide Katzen für einen Moment abzuschütteln und diese Sekunde auch gleich nutzte um sich Blitzschnell aus dem Staub zu machen. Nep versuchte noch den Löwen zu verfolgen, kehrte aber bald erschöpft zu Clio und Diyana zurück, die gerade die schwangere Kätzin auf Clios Rücken luden um sie zu den Medicus zu bringen. “Tut mir Leid, er ist mir entkommen.” Diyana lächelte freundlich und wischte dem jungen Kater das Blut von der Stirn, das drohte ihm ins Auge zu laufen. “Du hast dein bestes gegeben. Ihr habt eure Sache beide super gemacht! Ich bin wirklich begeistert von dem, was ihr heute gezeigt habt. Es stimmt, was man über die Stadtwache sagt –  es gibt wohl keine besser beschützte Stadt als Rom!” “Und der Löwe?” fragte Clio vorsichtig nach. “Ach, den werden wir uns schon holen. Entweder morgen, oder übermorgen oder… Irgendwann kriegen wir ihn schon noch zwischen die Pfoten.”    

Absolut unzufrieden mit dem Ergebnis der vorangegangen Nacht, konnte Diyana es kaum erwarten sich ein weiteres Mal auf die Lauer zu legen. Auch heute Nacht waren wieder Clio und Nep an ihrer Seite, auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin. Sie hatte die beiden jungen Katzen ins Herz geschlossen und freute sich außerdem darüber, mal Zeit mit andren Katzen als Politikern zu verbringen. 

Clio und Nep spazierten vor ihr her und ärgerten sich gegenseitig, während die Gedanken der Custodela in ihre eigenen jungen, wilden Jahre abdriften und sie sich an so manches Abenteuer von früher erinnerte. Zumindest solange, bis sie von Clio aus ihren Gedanken gerissen wurde. “Ich stör ja echt nur ungern deine Gedanken, Di, aber ich hätte da mal eine Frage!” Diyana schüttelte ihren Kopf und verscheuchte die letzte Erinnerung. “Was gibts?” 

“Wie willst du Nep eigentlich das schwimmen beibringen? Nicht dass ich deine Weisheit und dein Angebot nicht zu schätzen weiß, aber was macht dich so sicher, dass du im Gegensatz zu allen, dies vor dir versucht haben, Erfolg hast?”
Diyana stutzte. Ja, was machte sie eigentlich so sicher? Das war eine sehr gute Frage von Clio, auf die sie aktuell keine Antwort hatte. “Ich hab keine Ahnung.” sagte sie also und musste sich eingestehen, dass das nicht die ganze Wahrheit war. “Ich kann dir noch nicht mal sagen ob ich es schaffen werde, aber ich habe was dagegen, das als auswegslose Situation anzusehen, in der man nichts tun kann.” Die Löwin sah ihre Begleiter hilflos an. “Bestimmt hätte ich als Custodela auch andre Möglichkeiten, aber mir fällt im Moment nichts besseres ein.” 

Clio und Nep wechselten einen Blick. Irgendwie hatten sie sich die Custodela ganz anders vorgestellt. “Was warst du eigentlich, bevor du hier nach Rom gekommen bist? Da hast du ja auch in einer Stadt gelebt, soweit die Gerüchte das besagen.” Diyana lachte. “Ja, ich hab mit meinen Menschen in einer Stadt gelebt, das ist richtig. Allerdings nicht mit so einem hohen Posten wie jetzt. Damals war ich in etwa das, was ihr beiden jetzt seid. Nur wurde das in Massilia anders genannt. Ich war Kopfgeldjägerin und wenn ich nicht die Stadt beschützt hab, bin ich umgezogen und hab versucht Katzen, die sich in Stämmen außerhalb Massilias zusammen geschlossen hatten, zu fangen und wieder zurück in die Stadt zu bringen.”
Clio legte den Kopf schief. “Wieso? Waren sie so eine Bedrohung für euch Stadtkatzen?” 

Diyana stoppte und hinterfragte das erste Mal das System in dem sie aufgewachsen war. “Nein, eigentlich nicht. Vermutlich wollten sie nur frei von Menschen leben. Allerdings wurde uns beigebracht dass jeder Katze in Menschenhände gehört. Immerhin nehmen sie Menschen die Tiere weg, die diese jagen. Und die wild lebenden Katzen haben manchmal die Transporte aus der Stadt überfallen um sich neue Materialien für Rüstungen zu beschaffen.” 

“Warum haben sie das denn gebraucht?” fragte Nep und sah Diyana mit weit aufgerissenen Augen an. “Ich meine, die mussten ja nichts tun außer sich um ihr Essen zu kümmern, oder? Wofür braucht man da denn eine Rüstung?” Unvorstellbar für den jungen Kater, der kein anderes Leben kannte als in Menschenhand. 

“Na ja, ganz so einfach war es dann doch nicht. Immerhin gab es nicht nur ein Katzenrudel, sondern mehrere, die immer mal wieder miteinander im Streit lagen und auch miteinander gekämpft haben. Die mussten sich schon verteidigen können.” Nep schüttelte den Kopf. “Also nicht, dass ich dir nicht glaube, aber das klingt schon alles sehr seltsam.” Clio nickte, meinte jedoch  “Allerdings, wenn du dort hinkommen würdest und denen das System erklären, das bei uns gängig ist, die würden es dir vermutlich auch erstmal nicht glauben.” 

Diyana grinste. “Macht euch darum jetzt erstmal keine Gedanken. Wir haben hier in der Stadt jetzt wichtigeres zu tun als zu überlegen, wie es in anderen Städten läuft.” Clio seufzte. “Und erstmal abwarten, bis sich dieser Löwe endlich mal blicken lässt! Wieso müssen wir eigentlich die ganze Nacht patroullieren, wenn der doch eher in der früh zuschlägt?” Nep grummelte. “Weil der Löwe eventuell auch seine Taktik mal ändert? So wie wir ihm gestern zugesetzt haben, würde ich an seiner stelle doch nochmal genau darüber nachdenken ob ich meine Verhaltensweise nicht ändere, wenn ich nicht erwischt werden will, oder zumindest nicht nochmal so verprügelt werden will!” 

Gerade wollte Clio etwas erwidern, doch Diyana bedeutete den beiden still zu sein. “Riecht ihr das auch?” wisperte sie und Clio und Nep hoben ihre Nasen in den Wind, der gerade einen schwachen Geruch vorüber trug. 

Ganz eindeutig, das war der Löwe von gestern Nacht. Und er war erst vor kurzem hier vorbei gekommen! Jetzt mussten sie schnell und leise sein. Wie dunkle Schatten folgten sie dem Geruch ihres Gegners und kamen dem Löwen immer näher, von Deckung zu Deckung schleichend, darauf bedacht, dass sie ihren Gegner nicht aufschreckten. 

Doch kurz vor dem Ziel hatten sie Pech und der Wind änderte die Richtung, trug den Geruch direkt zu dem Löwen hin, der sich auch noch ganz genau daran erinnerte, wer ihn in der Nacht zuvor attackiert hatte.

Blitzschnell schoss die große Katze an ihnen vorbei und lieferte sich ein spannendes Wettrennen mit Clio, Nep und Diyana quer durch die Stadt. 

Hindernisse wurden leichtfüßig übersprungen, war das nicht möglich wurde ausgewichen oder unten drunter durch gerutscht. Fast schon schade dass es hier wirklich ernst war und nicht nur zum Spaß, dachte Diyana bei sich. Sie hatte wirklich Spaß daran so durch die Stadt zu rennen. Vielleicht ließe sich da mal was organisieren, einfach so, nur zum Spaß aller Katzen? Jetzt noch einmal kurz um die nächste Ecke, dann würden sie ihn haben! 

“Wo ist er hin?!” Clio stoppte und sah sich um. Auch Nep und Diyana stoppten und die Custodela konnte sich nicht beherrschen und fluchte lauthals. Schon wieder war er ihnen entwischt! “Ärger dich nicht! Immerhin haben wir jetzt einen guten Anhaltspunkt, wo er zu Hause ist!“ Und damit hatte er Recht. Die drei befanden sich in einer langen Straße im Villenviertel, die keine Seitengassen hatte. Dementsprechend konnte der Löwe nur durch ein Tor hindurch oder über eine Mauer gesprungen sein, was darauf hinwies, dass er hier zu Hause war. Sonst hätten sie hier schnell die Hausbewohner sich beschweren hören dass sich eine fremde Katze bei ihnen befand. 

Diyana knurrte. “Na die Divitae dürfen sich morgen was von mir anhören!”    

Schon früh war Diyana auf den Beinen und wartete bis sich die anderen Katzen am üblichen Treffpunkt einfanden. Ungeduldig hielt sie Ausschau nach Argus, der sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mal blicken ließ. Genervt sah er Diyana an. “Was ist denn nun schon wieder, Custodela?”, was Diyana erst Recht in Rage versetzte. “Was ist? Was ist fragst du mich! Wir haben den Mörder letzte Nacht bis in sein Viertel verfolgt! Ins Villenviertel! Einer deiner hochgeschätzten Divitae ist der Serienmörder der unsere Stadt unsicher macht!” fauchte sie und sprang schnellen Schrittes auf Argus zu, bis sie direkt vor ihm stand. “Was sagst du nun dazu, Herr  “Wir würden sowas nie tun, wir sind viel zu vornehm und gut erzogen.”? Irgendwelche schlauen Worte zur Verteidigung?” 

Sie wurde von Ikaros, dem Oberhaupt der Vigilia zurück gehalten. “Nicht gleich fressen.” meinte er mit ruhiger Stimme und schob Diyana ein paar Schritte zurück. “Habt ihr denn überhaupt Beweise für diese Anschuldigung?” 

Während sich Argus bequem hinsetzen und Diyana mit einer Pfotenbewegung dazu aufforderte ihre Beweise darzulegen, konnte sich die Löwin nicht beruhigen und wanderte auf und ab. “Beweise? Er ist im Villenviertel verschwunden. Auf einer Straße ohne Abzweigungen und es war ruhig, fast totenstill. Würde der Löwe nicht in eine der Villen gehören, hätte es doch einen ziemlichen Aufruhr geben müssen, oder nicht?”

Da war was dran, das musste selbst Argus einsehen. Misstrauisch beäugten die andren Katzen das Oberhaupt der Divitae. Argus sprang auf und trat einen Schritt zurück. “Was sollen die zweifelnden Blicke von euch? Ja, die Custodela hat Recht, das klingt sehr danach als wäre er einer von meinen Katzen. Das heißt aber nicht, dass ich dafür verantwortlich bin! Ich habe niemanden den Befehl erteilt Katzen zu ermorden!” “So?” fragte Vesper, der in seiner langen Laufbahn als Chef der Socio schon einiges mit den Divitae mitgemacht hatte. “Ich erinnere mich an deine Rede, als du den Posten des Conelier haben wolltest und Unterstützung für deine Kandidatur suchtest. Wie war das? Du versprachst den Divitae goldene Zeiten und dass du alles dafür tun würdest, dass ihr an der Spitze stehen würdet und keine Abgaben mehr zahlen müsst!” “Außerdem hast du nie einen Hehl daraus gemacht dass du denkst, die armen und herrenlosen Katzen der Stadt gehören ins Colosseum geworfen um zumindest zur Unterhaltung zu dienen.” fügte Dike hinzu, der Anführer der Atletha. “Ist ja gut, ihr habt Recht!” gab Argus zu. “Aber mit der Sache habe ich wirklich nichts zu tun, selbst wenn eure Anschuldigungen zutreffen! Ich habe meine Pfoten da wirklich nicht im Spiel!” 

Nun meldete sich Achilles, der Anführer der Laborator zu Wort. “Dann bist du doch bestimmt auch selber bereit den Mörder heute Nacht ein für alle Mal zu stellen?” Die anderen Katzen sahen Achilles an, der verschwörerisch grinste. “Rückt mal alle ein bisschen näher. Es muss ja keine andre Katze meinen Plan mitbekommen.” 

Während der Donner ein nahendes Gewitter verkündete, sah Diyana diesen Abend entnervt zum Himmel. Nicht dass sie es nicht schätzte, dass die Führer der einzelnen Gruppen sich so aktiv beteiligten, aber sie konnte sich schöneres vorstellen als Babysitter für Katzen zu sein, die nicht an ihren Posten gekommen waren, weil sie gut kämpfen konnten, sondern weil sie wussten wie sie andere Katzen mit Worten von ihren Ideen überzeugten. Politiker halt. Politiker, die aufgeregt wie Kitten auf der Lauer lagen, am Ende der Straße die Clio ihnen genannt hatte. 

Gut beschützt von einigen Mitgliedern der Vigilia, genauso gut versteckt, unter einem Wagen voll mit frischem, duftenden Heu. Wo sich die erfahrenen Mitglieder der Vigilia aufhielten, das konnte man nicht erahnen. Diyana staunte mal wieder nicht schlecht, wie professionell diese Gruppe der Katzen war, für die der Schutz der Stadt oberste Priorität war. Gemeinsam warteten sie nun darauf, dass sich der Löwe zeigen würde, nur um ihn dann direkt festzunehmen. 

Während es um sie herum immer dunkler und ungemütlicher wurde, wagte sich Argus immer noch weiter nach vorne. Er konnte es immer noch nicht glauben dass eine der Katzen, die ihm unterstellt waren, ein Serienmörder sein sollte und wollte es mit eigenen Augen sehen. Hier und dar nahm der auffrischende Wind einen Heuhalm mit und trug ihn die Straße entlang, oder in einen der Gärten. Ob die Menschen sich wohl wundern würden, wo das Heu herkam, wenn die Aktion vorbei war und der Heuhaufen auf dem Wagen wieder aufgeräumt?       

Keine Zeit mehr für Diyana, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, denn auf einer der Mauern erschien er. Der Serienmörder. Ein noch recht junger Löwe, der nicht ahnte was ihm bevorstand und der sich im fahlen Mondlicht den Augen seiner Beobachter präsentierte. 

Dunkelgrau, mit noch dunklerer Mähne, stattlich und gut genährt stand er da und seine braunen Augen blickten abenteuerlustig umher. Leichtfüßig sprang er zu Boden und leckte sich die Lippen, bereit, sich ein neues Opfer zu suchen. 

Doch daraus wurde nichts, denn noch während Argus erstaunt “Cassius!” murmelte, stürzten sich schon zehn Katzen auf den verdutzten Löwen und rangen ihn gekonnt zu Boden. Keine Chance für Cassius sich zu befreien, fand er sich innerhalb von Sekunden umringt von Katzen, die ihm keine Möglichkeit ließen, auch nur ans weglaufen zu denken. 

Der Truppführer winkte Clio und Nep zu sich. “Ist das der Löwe gegen den ihr gekämpft habt?” Die beiden ließen sich mit der Musterung Zeit. Genau sahen sie sich den Löwen an, der sie hasserfüllt anfauchte. Schließlich, als sie sich ganz sicher waren, nickten sie. 

“Abführen!” 

Während der Löwe in Richtung Gefängnis abtransportiert wurde, kroch ein erschütterter  Argus unter dem Wagen hervor. Auch die anderen Katzen folgten ihm, wechselten Blicke untereinander. “Argus…” setzte Diyana an, wurde jedoch von dem Gepard unterbrochen. “Damit hätte ich ja nie gerechnet… Es tut mir Leid Custodela. Ihr hattet Recht. Aber bitte, glaubt mir, ich wollte bestimmt keinen Mörder in meinen Reihen, egal wie meine Einstellungen sonst sein mögen.” Diyana sah Argus hinterher, wie er sich schnellstmöglich aus dem Staub machte. Geradezu panisch suchte er das Weite, und auch die anderen Katzen verschwanden nach und nach. Nur Clio und Nep, schnappten sich den Wagen und begannen ihn gemeinsam davon zu ziehen. 

Aus dem Schatten löste sich Kenya, der das ganze Schauspiel beobachtet hatte. Er runzelte die Stirn. “Was hat die denn jetzt alle so verscheucht?” Nep, der das mitbekommen hatte, lächelte schüchtern. “Das könnte von Diyanas Vorgänger herrühren. Der hat mit etwas starker Pfote regiert. Wäre so etwas unter seiner Herrschaft passiert, wäre Argus jetzt bereits nicht mehr am Leben.”

Die Tage gingen ins Land und die Katzen der Stadt beruhigten sich etwas. Denn immerhin war der Mörder jetzt gefasst und keiner war mehr in Gefahr. 

Für die Custodela hatte der Stress allerdings erst begonnen. Nicht nur, dass sie Argus und auch den anderen Katzen des Rates versichern musste, dass sie nicht vor hatte, irgendjemanden zu töten, wenn es nicht unbedingt notwendig zur Gefahrenabwehr war, auch musste sie sich entscheiden, was sie nun mit Cassius anstellte. Aktuell war er gut im Gefängnis aufgehoben, allerdings stand die finale Bestrafung noch aus. 

Natürlich hatten alle eine Meinung dazu und fast jeder riet ihr dazu, einfach kurzen Prozess machen zu lassen, aber das widerstrebte Diyana sehr. Sicher, es war die einfache Lösung, vor allem da man sah, dass Cassius im Gefängnis immer weiter abbaute, trotzdem er gut mit Essen versorgt wurde – er war einfach nicht mehr derselbe. Er nahm nicht nur an Muskelmasse ab, auch seinem Kopf schien das eingesperrt sein gehörig etwas auszumachen, wie Diyana bei ihren regelmäßigen besuchen feststellte. 

Dennoch – sie konnte jemanden wie Cassius nicht einfach frei herumlaufen lassen. Außerdem erwartete man ja von ihr, als Custodela, dass sie sich nun endlich einmal zu einer Entscheidung durchrang! 

Knurrend und murmelnd trabte sie vom Gefängnis zurück zum Treffpunkt des Rates, wo schon der Rat auf sie und ihre finale Entscheidung wartete. Bis heute hatten sie ihr Zeit gegeben eine Entscheidung zu fällen, denn die Gefahr war groß, dass es Nachahmungstäter geben würde, oder andere Katzen nun die Regeln aufgeweicht sahen und auf dumme Gedanken kommen würden. 

“Und?” wurde sie von Ikaros begrüßt, der wie immer keine Zeit mit Höflichkeiten verschwendete. Diyana seufzte. “Er wird im Gefängnis bleiben.” sagte sie mit fester Stimme und wartete bis der Protest verebbt war. “Ja, ich weiß, die Kosten für ihn Lebenslang im Gefängnis sind hoch und deswegen werde ich die Divitae dazu verpflichten für sein Wohlergehen zu sorgen. Ihr werdet sein Essen stellen und die extra Kräfte bezahlen, die wir brauchen, um ihn bei seinen Freigängen in Schach zu halten. Aber ich weigere mich, ihn einfach zu töten. Zum einen veranlasse ich nicht einfach so eine Tötung und zum anderen, was für einen Nutzen ziehen er und wir daraus, dass er einfach so umgebracht wird? Wir sind zivilisierte Katzen, keine brutalen Mörder. Und wir senden das falsche Signal. Wo kommen wir hin, wenn jeder denkt, er kommt mit einem Mord davon, in dem er selber hinterher getötet wird? Da ziehen wir einfach nur Bauernopfer heran, die für eine bessere soziale Stellung oder dafür, dass ihre Nachkommen ein besseres Leben haben, Katzen in wichtigen Positionen ermorden, sodass irgendjemand anders davon profitiert. Nein, jeder soll sehen, dass es nicht so einfach ist, aus der Schuld, die man auf sich genommen hat, herauszukommen. Und dass andere mit für die Schulden zahlen müssen, das wird noch mehr Ansporn sein, sich an die Gesetze zu halten.” 

Nach diesen Worten machte sie kehrt und verließ den Versammlungsort wieder. Sie hatte keine Lust dabei zu sein, wenn die Katzen das ausdiskutierten. Nein, sie konnte jetzt gerade keine kritischen Stimmen gebrauchen, die ihr ihre Entscheidung noch schwerer machten, als es sowieso schon war. Außerdem musste sie eh mal wieder bei den Kleinsten vorbeischauen und nachsehen, ob im Cubgarden alles so lief wie es sollte. Denn auch die Kleinen freuten sich, wenn die Custodela vorbeischaute und sie fragte, ob sie alles hatten, was sie brauchten. 

Wenige Tage später hatte sich Diyanas Kopf wieder beruhigt und sie schlief auch ruhiger. 

Gebettet zwischen ihren immer größer werdenden Kindern und an ihren Partner gekuschelt, schlief sie tief und fest, als sie aus ihren Träumen gerissen wurde. “Custodela!” 

Ein roter Serval stand vor ihr und rüttelte sie wach. “Custodela!” “Linos!” einer der drei Stellvertreter von Dike, Vorsitzender der Atletha weckte sie mit solch einer Panik in den Augen, dass die Löwin den Schlaf innerhalb von Sekunden abschüttelte. “Es gab einen Gefängnisausbruch!” Diyana gähnte. “Soweit ich gehört habe, gibt es das immer mal wieder. Die Klepta sind darin ja Recht geschickt, nicht war?” 

Ein ewiges hin und her zwischen der Vigilia und den Dieben der Stadt, den Klepta. Immer mal wieder wurden einige der diebischen Katzen erwischt und ins Gefängnis geworfen, doch lange blieben sie nie darin, denn ihre Kameraden schafften es jedes mal wieder, sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. “Ja, aber auch Cassius ist freigekommen!” “Oh!”

Das war ein Problem von anderer Tragweite. An wem er wohl dieses Mal seinen Blutdurst stillen würde? “Es sind schon Vigilia unterwegs, um eure Familie zu schützen. Aber ihr müsst mitkommen, der Rat wird sich gleich am Hauptsitz der Vigilia treffen, um weitere Schritte zu besprechen!” 

Diyana sah hinaus. In den strömenden Regen. Einmal durch die gesamte Stadt hetzen, ganz toll. Darauf hatte sie ja nun wirklich keine Lust. Aber es blieb ihr wohl nichts übrig. Sie streckte sich einmal und hörte schon Pfoten in Pfützen treten. Sie seufzte und folgte Linos nach draußen.

“Geht nach Hause, Linos.” Ikaros selber hatte sich eingefunden, um Diyana zu beschützen und zu begleiten. “Ihr habt gute Arbeit geleistet, doch das ist jetzt keine Aufgabe mehr für einen Sportler. Das überlasst Ihr jetzt besser denen, die kämpfen können.” Linos nickte und war schon im Regen verschwunden und Diyana folgte Ikaros durch die Stadt. Der Löwenmix legte ein ordentliches Tempo vor, sodass die Custodela fast nicht dazukam Hindernissen auszuweichen und Mühe hatte, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Zusammen mit dem Regen hatte sie keine Chance zu sehen, was da auf sie zukam. 

Aus einer Seitengasse heraus sprang Cassius und warf sein Opfer mit Leichtigkeit gegen eine Hauswand. Verwirrt und Orientierungslos nahm Diyana gerade noch war wie Krallen blitzten und eine Katze die Zähne fletschte, ehe sie sich instinktiv zur Seite wegrollte. Cassius brüllte enttäuscht. Diyana grinste und sprang auf ihre Pfoten. Zeit zu zeigen was sie konnte! Geschickt wich sie den Pfotenhieben ihres Angreifers aus und biss ihn kraftvoll in die Seite. Sie sah ihn wegspringen und hörte ein zorniges Jaulen. Sehr schön! Jetzt war er abgelenkt! Geschickt drehte sie sich herum und machte einen Satz auf Cassius zu, die Zähne gebleckt. Mit einem Satz sprang sie direkt auf ihn zu und verbiss sich in seiner Schnauze, sodass er nur noch lauter aufheulte. Und schon war sie von andren Katzen umringt, die ihr halfen, den lauthals fauchenden Löwen zu Boden zu ringen und außer Gefecht zu setzen. 

Während Diyana noch keuchend im Regen stand, neben ihr Ikaros, der unsicher war, wie er mit der Situation umgehen sollte, handelte die Vigilia schnell, professionell und effizient. Da ihnen kein Käfig zum Transport zur Verfügung stand, legten sie dem Löwen ein eisernes Halsband um und sicherten es mit Seilen. So gefangen und bewacht von einem guten Dutzend Katzen hörte Diyana nur die immer leiser werdende Stimme Cassius, die allerlei Morddrohungen aussprach und lautstark verlangte, dass man ihn zur Custodela zurück brachte, auf dass er seine Krallen und Zähne in der Löwin versenken können würde.

Aufgewühlt drehte sich die Löwin im Schlaf mehrfach um, und Kenya, der sich heute morgen um alles gekümmert hatte, seufzte leise. Es machte ihn fertig, die Liebe seines Lebens so gestresst zu sehen, doch helfen konnte ihr nicht. Er brachte es noch nicht mal übers Herz, sie zu wecken, auch wenn ein Bote des Rates ungeduldig wartete. “Verzeihung, aber wir MÜSSEN sie jetzt aufwecken, das Tribunal startet bald. Und der Rat ist nicht begeistert, wenn man ihn warten lässt! Nichtmal wenn es die Custodela ist!” 

Zu Kenyas Glück wachte Diyana von selber auf und musterte die fremde Katze misstrauisch. “Ist unsre Wohnung jetzt neuer Versammlungsort für alle Katzen der Stadt, oder wie?” murrte sie, nicht begeistert, wurde jedoch sogleich vom Boten in Kenntnis gesetzt. “Custodela, es gibt ein Tribunal im Colosseum wegen Cassius. Eure Anwesenheit ist nicht diskutabel.” 

Die kannten sie ja inzwischen doch recht gut, der Rat der Katzen, bestehend aus den Obersten der einzelnen Gruppierungen der Stadt. “Lass mich raten, das Tribunal beginnt JETZT und eigentlich sollte ich schon im Colosseum sein?” der Bote nickte und Diyana stand grummelnd auf. “Das hier aber auch immer alles JETZT und SOFORT geschehen muss. Irgendjemand muss euch Römern echt mal Ruhe beibringen.” knurrte sie und tapste dem Boten hinterher.  

Im Colosseum schien sich jede Katze der Stadt versammelt zu haben. Selbst ein paar Klepta hatten sich zwischen den anderen Katzen positioniert, wurden aber geflissentlich von den Vigilia ignoriert. Das hier war wichtiger, als ein paar diebische Katzen zu verhaften. 

Da die Menschen gerade Siesta hielten, hatten die Katzen das Colosseum in Beschlag genommen, ein Umstand, der sonst eher in den späten Abendstunden möglich war. Aber das war wichtig und duldete keinen Aufschub. 

Diyana fand sich beim Rat in der Loge des Cäsaren ein. Normalerweise von der Herrscherfamilie genutzt, schien es der richtige Ort für die Custodela und den Rat zu sein. 

Unten im Sand wütete Cassius und konnte nur von kräftigen Tigern und Löwen in Schach gehalten werden. Er versuchte, sich zu befreien und die Fesseln, die ihn hielten loszuwerden. 

Ikaros rief die flüsternden Katzen zur Ruhe auf und selbst Cassius gab seinen Versuch vorerst auf. “Katzen Roms!” rief Ikaros und alle Katzen lauschten gespannt. “Dieser junge Löwe hat sich nicht nur des Mordes an den Schutz- und Hilflosen schuldig gemacht, sondern heute Nacht auch einen Mordanschlag auf unsere Custodela verübt!” Schon wurden die ersten Stimmen wieder laut, die Entsetzen und Empörung ausdrückten, doch schnell wurden sie wieder zum Schweigen gebracht und Ikaros erhob erneut die Stimme. “Obwohl sich die Custodela so gnädig zeigte, dich am Leben zu lassen, trotz deiner schweren Vergehen, bist du nicht nur ausgebrochen, sondern hast sofort versucht weiter zu morden. Cassius, hast du etwas zu deiner Verteidigung zu sagen?” 

Der Löwe lachte lauthals. “Verteidigung? Glaubt ihr denn etwa immer noch, ihr könntet mich retten, ihr närrisches Fußvolk? Ich bin ein Divitae, geboren um zu herrschen, geboren um die Stadt zu besitzen! Ich muss nicht gerettet werden!” Jetzt wurde es Diyana zu bunt und sie schob Ikaros zur Seite. “Du denkst also nicht dass du etwas falsch gemacht hast?” fragte sie und ihre Stimme hallte durch das Colosseum während sie sich Diyana auf der Brüstung der Loge niederließ. “Falsch?” Der Löwe warf den Kopf in den Nacken und sah alle Katzen herausfordernd an. “Ich denke nicht, dass es falsch ist, sein Geburtsrecht zu nutzen!“ 

Diyana seufzte. “Ich habe wirklich alles versucht. Aber mit einer Katze wie dir können wir hier nicht leben. Eine Katze die so respektlos die Regeln des Zusammenlebens ignoriert.” sie zögerte kurz, um sich für ihr Urteil zu sammeln. “Solch eine Katze wie du kann nicht unter uns weilen. Deswegen werde ich mein Urteil der Haftstrafe revidieren und dich in die Verbannung schicken. Von jetzt an ist Rom nicht mehr deine Heimat. Ich verbiete dir, jemals wieder einen Fuß in diese Stadt zu setzen!” 

Raunen rings umher und Cassius setzte sich ruhig in den Sand. “Und was glaubst du, Neuling, wer wird mich davon abhalten, wieder in die Stadt zu kommen? Die Vigilia? Die wird nicht immer da sein um dich und deine Kinder zu schützen.” Ein Lächeln stahl sich auf Cassius Lippen. “Eines Tages komme ich wieder. Und dann werde ich mir zuerst deine Kinder vorknöpfen. Dann deinen Partner. Und wenn ich sie alle abgeschlachtet habe, werde ich langsam und genüsslich dir die Kehle durchknabbern. Und dann werde ich regieren. Die Stadt wird mein sein. Und ich werde sie so umgestalten wie es mir gefällt!” 

Jetzt waren die Unruhen nicht mehr unter Kontrolle zu halten. Die ersten Katzen wollten hinunter in den Sand springen, doch Ikaros rief alle wieder zur Ruhe. 

Während man deutlich sah, wie sich Lucerys vor seine Schwester stellte, bereit anzugreifen, tauschte Kenya Blicke mit dem Rat. Ja, es war gut, dass Diyana immer das Gute in allen sehen wollte und jedem auch eine zehnte Chance gab, hier war ihr Blick zu sehr getrübt. Argus setzte sich neben die geschockte und sprachlose Diyana. “Als Conelier nehme ich mir das Recht heraus, für den gesamten Rat zu sprechen und zu verkünden, was wir besprochen haben. Da die Custodela noch recht neu im Amt ist und nicht in der Lage dazu, das Gefahrenpotential der Situation vollumfänglich einzuschätzen, haben wir beschlossen entgegen allen Regeln ein Urteil zu fällen und dieses auch auszuführen.” Er sah Cassius emotionslos an. “Cassius, hiermit verurteilt der Rat dich zum Tode.” 

“WAS?!” entgeistert starrte Diyana Argus an. “Und was ist mit seinen Menschen? Sie werden ihre geliebte Katze verlieren! Und wer soll das Urteil ausführen?” 

Argus machte sich bereit dazu, in den Sand hinunter zu springen. “Seine Menschen werden ihn unter weggelaufen verbuchen. Das machen die Menschen hier so. Und wir werden dafür sorgen, dass sie eine neue Katze bekommen. Sie werden nicht lange einsam sein.” 

Während Argus in den Sand sprang, fiel Diyana auf, dass die Menschen auch darunter gelitten hätten, würde Cassius am Leben bleiben. Denn er wäre trotzdem nicht nach Hause gekommen.” Argus riss sie aus ihren Gedanken. “Und das Urteil werde ich persönlich vollstrecken. Denn es ist meine Pflicht als Conelier für Ordnung in den Reihen der Divitae zu sorgen!” 

Ruhig schritt er auf Cassius zu, der von seinen starken Bewachern zu Boden gezwungen und dort gehalten wurde. Der Gepard ging an der zerbissenen Schnauze vorbei, die nach ihm schnappte und stellte sich neben den Löwen, der knurrte und wilde Drohungen aussprach. An die Kehle kommen war bei der Wuschelmähne nicht möglich, auch, da die anderen Katzen Schwierigkeiten hatten, den sich windenden Löwen zu halten. 

Mit sichtlichem Bedauern biss Argus einmal kräftig in den Rücken. 

Ein Krachen war zu hören, und plötzlich lag Cassius ruhig da, die Augen weit aufgerissen, nicht mehr in der Lage, seine Drohungen weiter auszusprechen. Argus nutzte die Möglichkeit und drehte sich den Löwen so, dass er an dessen Kehle kam, und biss sie einmal kraftvoll durch.   

Stille machte sich im Colosseum breit und die Katzen brachten den toten Körper aus der Arena. Still zogen die Katzen sich zurück, nur wenige blieben sitzen und starrten Gedankenverloren in den Sand, in dem sich eine Blutspur abzeichnete. 

Diyana huschte zu ihrer Familie und kuschelte sich an Kenya, welcher versuchte, sie zu beruhigen. “Du weißt, das musste sein.” Traurig sah Diyana zu ihren Kindern, die gebannt in den Sand starrten, wo zuvor noch Cassius gelegen hatte. “Ich weiß.” flüsterte sie. 

Felicitas sah zu ihren Eltern und dann zu ihrem Bruder hinüber. “Wird das jetzt immer so sein? Weil Mama hier so eine wichtige Rolle hat, ist unser Leben in Gefahr?” fragte sie Lucerys mit großen Augen, doch der schüttelte den Kopf. “Vertrau deinem großen Bruder. Dir wird niemals jemand was zu Leide tun.” er knurrte. “Dafür sorge ich höchstpersönlich.”

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Und damit ist dieses „Kapitel“ zu Ende! Ich hoffe es hat der Leserschaft gefallen und ihr kommt wieder, um die nächste Story zu lesen. Im letzten Bild hab ich noch ein paar Katzen aus anderen Stories reingepackt, schaut auch ruhig auf der Website um, vllt findet ihr die ein oder andre wieder. 2 der Katzen, Lucerys und Kenya, gehören meiner Freundin Kamari, ich hab sie mir für die Story ausgeliehen.